Geschichte des Müllplatzes in Bötzow-West , vor 107 Jahren.....
Am 02.04.1906 also vor 107 Jahren wurde durch den Amtsvorsteher von Bötzow und der damaligen Regierung in Potsdam der Grundstein für die Mülldeponie und deren weitere Entwicklung in Bötzow-West gelegt.Nach unseren Recherchen wie folgt:
Der Kaufmann "Scheller"unterhielt in Berlin drei Depote um den Berliner Hausmüll mit Fuhrwerke abzutransportieren.Auch gewerbliche Kunden waren seine Auftraggeber.Der Hausmüll wurde in offenen Wagons geladen und im Berliner Umland abgelagert.
Durch die Staubentwicklung und den damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren wurde am 01.04.1905 eine Verfügung der Regierung erlassen das Müll nicht mehr in offenen Wagons verladen werden darf.Durch diese Verfügung konnte die Wirtschaftsgenossenschaft Berliner Grundbesitzer
die Kunden von Kaufmann Herrmann Scheller gegen eine Einmalzahlung übernehmen.
Der Kaufmann Herrmann Scheller erwarb 1905 eine 220 Morgen große Feuchtwiese,begrenzt im Norden durch die Bahn und im Süden,Osten u. Westen durch einen Graben.
02.04.1906
Genemigung den Müll aus Berlin abzulagern.
11.04.1906
Herstellung und Betrieb eines Anschlußgleises für den bei Station 18,5 der Kleinbahn Nauen-Velten anzulegenen Müllabladeplatz.Der Lageplan liegt vom 12 April bis 25 April 1906 beim Gemeindevorsteher zur Ansicht aus.
03.05.1906
Es gab zwei Einwendungen.Vom Bauergutsbesitzer Wilhelm Plümke sowie vom Gemeindevorsteher in Bötzow.
02.06.1906
Genemigung zur Herstellung des Anschlußgleises in Station 18,7 der Kleinbahn Nauen-Velten
10.01.1907
Das Gleis wurde befahren und anhand der Zeichnunge geprüft.Das Ende des Gleisbogen ist ein Halbmesser von 200 m ausgeführt worden.Ein Sperrbaum ist gebaut worden um ein ablaufen aus dem Anschlußgleises in das Hauptgleis zu verhüten.
1907
Fa. Fricke fährt in Berlin für 27000 Grundstücke den Müll ab.Er pachtet den Abladeplatz in Bötzow
Müllverwertung GmbH übernahm den Bötzower Betrieb der wiederum geleitet wurde von Kaufmann Berger ,der durch seine Arbeit bei der Fa. Scheller die besten Vorraussetzungen hatte.
Es wurde eine Industrielle Sortieanlage nach dem Budapester oder Puchheimer System geplant.Letztendlich enschied man sich für das Puchheimer Modell und druckte ein Prospekt um potentielle Geldgeber
für eine Beteiligung zu werben.Nach jahrelanger Planung wurde am 07 Juni 1912 durch den Landrat des Kreises Osthavelland die Planung an den Regierungspräsidenten übergeben.Mit dem Hinweis das unter anderem die Abwässer vor dem Einleiten in den Teich vorgereinigt werden müssen.
1907/08
Königliche Gewerbe Inspektion Spandau
Anzahl der Mitarbeiter der Fa.Scheller:imSommer70männl.Arbeiter.Arbeitszeit tägl. 13 Stunden.Im den Wintermonaten 80 männl. und 4 weibl.Arbeitskräfte Arbeitszeit tägl. 13 Stunden.
13 .07. 1912
Gutachten,2000m³ Hausmüll täglich,24000 Eisenbahnwagons mit je 15000 kg. Müll(Vertrag Wirtschaftgenossenschaft Berliner Grundbesitzer)
01.01.1913
Erteillte Genehmigung der probeweisen Hochschüttung auf 15 m. für ein Jahr unter der Bedingung das die 6 m beibehalten werden müssen.
1913
Der Bauschein wurde unter Auflagen 1912 erteilt die u.a. eine Einhaltung von einer 6 m hohen Müllhalde und einer sofortigen 30 cm dicken Erdschichtabdeckung forderte.
Die Rheiner Maschienenfabrik Windhof & Co GmbH wurde 1912 beauftragt für 26675,- Mark eine Kippanlage zu bauen.Am 25.09.1913 erfolgte die Abnahme der Kippanlage und am 27.11.1913 die Abnahme der Gleisanlage die durch eigene Tagelöhner gebaut wurde.Die Anlage ging in Betrieb.
Die Einrichtung der Anlage bestand im wesentlichen aus einer maschinellen Kippvorrichtung,Staubabsieb-
trommeln,Auslesebändern und Transporteinrichtungen zu denen ebenfalls Bänder verwendet wurden.Die ein-
zelnen Apparate und Einrichtungen wurden von E-Motoren angetrieben.
Zur Beaufsichtigung und Instandhaltung des Betriebes waren 1 Ingeneur,1 Maschienenmeister,4 Meister zur
Beaufsichtigung der Arbeiter und der Transporte sowie 10-14 Schlosser,Schmiede und andere gelernte Hand-
werker tätig.Bei der einfachen Entladung der Eisenbahnwagons ohne Sortierung arbeiteten 80-90 Männer.Für das sortieren des Mülls waren 130 Männer und 60 Frauen tätig.Es kamen im Monat 1000-1200 Wagons mit je 15000 kg.in die Sortieranlage.Die Bötzower Anlage war dem Puchheimer Vorbild zwar Baugleich aber aus Hygienischer Sicht nicht in Vergleich zu setzen.
Polizeiliche Verfügung dahingegen, der erteilte Auflage eine 30 cm starke Erdschicht aufzuschütten,nicht nachgekommen zu sein.
09.06. 1914
In einer Besprechung betreffend der Besichtigungen des Müllplatzes Bötzow-West wurde festgestellt das nur
die Hälfte aller ankommenden Wagons sortiert werden,die andere Hälfte wird so verkippt.Es hieß die ganze Anlage sei nichts Wert.
1914
Der 1.Weltkrieg ging nicht spurlos an die Bötzower Müllsortierung vorüber.Es wurden die Elektromotoren beschlagnahmt und die wehrpflichtigen Männer wurden eingezogen.
10.1914
Auf über 60 m länge ging ein Gurtband durch einen scharfen Gegenstand kaputt.Man telegrafierte nach
Amerika um Ersatz zu beschaffen.Dort versicherte man mit den ersten Dampfern nach Kriegsende ein neues Gurtband zu schicken.
12.1914
Der Versuch das Gurtband durch Baumwolltücher zu ersetzen scheiterte.
03.1915
Durch die Einberufung der Fachkräfte ist nur ein Meister übriggeblieben.Der Sortierbetrieb wurde eingestellt und der Müll direkt deponiert.
1915
Für die Wagonentladung werden Kriegsgefangene genommen, diese werden alle 3 Monate ausgetauscht.
Die Müllverwertung ist Konkurs.Im Zuge eines Zwangsversteigerungsverfahrens erwirbt die Verladungsgesellschaft GmbH den Betrieb und den Grundbesitz.
27.01.1916
Die Verladungsgesellschaft GmbH beantragt ein Gleis westlich der Deponie zu legen um den Müll direkt dorthin transportieren zu können.
02.1916
Beschwerde des Bauerngutbesitzers Plümke gegen den Bau der Gleisanlage.
1916
Auf der östlichen Seite der Deponie gedeihen die Futterrüben prächtig.Diese sind direkt auf der Asche gepflanzt.
Die Beschwerde gegen den Bau der Gleisanlage von Plümke wird abgelehnt.
18.09.1917
Beantragung die Deponie höher als 6m aufschütten zu dürfen.
Durch div. Beschwerden und der Auflösung des Gutes um für Siedler "Neu Bötzow"anzulegen,sah man von einer Genehmigung ab.
Die Polizeiliche Verfügung von 1913 kann mangels Boden nicht erfüllt werden.
31.10.1919
Die Mitteilung erfolgt das die Müllschüttungen aufgehört haben.
Bis Dato wurden bis 2 Millionen Müll qm abgelagert,der meiste Teil davon unsortiert.
1920
Die Verladungsgesellschaft GmbH in Berlin-Lichterfelde hat den Betrieb an die Oemeta Chemische Fabrik vor wenigen Monaten verkauft.